Im Modellbaubereich müssen während des Fliegens oder Fahrens verschiedene aus der Ferne gesteuerte Stellbewegungen im Modell umgesetzt werden. Dazu zählt unter Anderem die Verstellung der Taumelscheibe zur Veränderung des Blattanstellwinkels, oder auch die Lenkung an Fahrmodellen, die ebenfalls mittels Servo (Lenkservo) erfolgt. Um ferngesteuerte Bewegungen am Modell auszuführen, bedient man sich der Servotechnik.
Bei unseren Modellbau-Servos handelt es sich meist um einen mit einer Gleichspannung betriebenen Motor, der über ein Getriebe (Servogetriebe)einen Stellhebel oder ein Stellrad, auch Servoarm genannt, bewegt. Modellbau-Servos besitzen drei elektrische Anschlusspole, die an einem Kabel mit Servo-Anschlussstecker nach außen geführt sind. Das sind zum einen die Versorgungsspannung (VCC, rot), Masse (GND, schwarz oder braun) und eine Signalleitung (orange oder weiß). Über die Servo-Signalleitung wird ein pulsweitenmoduliertes Signal (PWM) eingespeist. Eine Steuerelektronik im Servo verarbeitet dieses PWM-Signal und steuert einen kleinen Motor an, welcher dann für die richtige Position des Servohebels sorgt .
Zur Ermittlung der Hebelposition befindet sich im Servogehäuse meistens ein oder mehrere Potentiometer, die direkt mit der Ausgangswelle verbunden sind und Rückmeldung über die IST- Position des Servohorns an die Steuerelektronik liefert. Die Steuerelektronik vergleicht die SOLL- Position (Signal vom Sender/ Empfänger) mit der IST- Position des Servohorns (Signal vom Potentiometer) und steuert binnen Microsekunden den Servomotor an, der über das Getriebe die Servohornposition blitzschnell entsprechend anpasst.
Moderne Servos haben Stellzeiten von unter 0,1 Sekunde. So lange dauert es, bis ausgehend von einer Signaländerung, das Servohorn sich um 45° bzw. 60° bewegt hat.
Die Betriebsspannung liegt normalerweise zwischen 4,8 und 6 V.
Es gibt heute auch Servos, die für höhere Spannungen ausgelegt sind und direkt an 2S Lipos angeschlossen werden können. Diese Servos werden als High Voltage (Hochvolt/ Hochspannung) Servos bezeichnet, obwohl man bei 7,4 Volt eigentlich noch nicht von Hochspannung sprechen kann!
Für Servos werden weiterhin typischerweise das Stellmoment und das Haltemoment als Kenngrößen angegeben, wobei diese Werte meistens bezogen auf unterschiedliche Betriebsspannungen sind. Stellmomente werden in kgcm oder in Ncm angegeben, wobei 1 kgcm = 9,81 Ncm entspricht. Da Digitalservos ein höheres Haltemoment haben, werden hier Stell- und Haltemoment oft separat angegeben.
Im Bild: Die aus dem Haltemoment und Stellmoment resultierende Halte- bzw. Stellkraft ist natürlich abhängig vom Hebelarm des Servoarms. Umso länger der Servoarm ist, je geringer ist die vom Servo ausgeübte Kraft.
Die Stellkraft und die Stellgeschwindigkeit eines Servos im Modell sind abhängig von der Hebelkraftwirkung! Ein langer Hebel erhöht die Stellgeschwindigkeit bezogen auf den zurückgelegten Stellweg, verringert dabei jedoch die Stell- und Haltekraft.
Im Bild zu sehen ist der Zusammenhang zwischen den beiden Größen.
Das Servo A muss die doppelten Winkelgrade "verstellt" werden um die gleiche Bewegung am Gestänge zu erreichen wie Servo B. Das Servo B braucht die Hälfte der Zeit von Servo A um den gleichen Stellweg zu "verfahren".
Dahingegen ist die Stellkraft bei Servo A doppelt so groß wie bei Servo B und auch die "Auflösung" von Servo A ist doppelt so hoch, wie die von Servo B!
Es gibt verschiedene Methoden der Ermittlung der Stellkraft von Servos. Daher sollte man vor dem Kauf stets darauf achten, dass ein Servo genügend Stellkraft bietet. Im Zweifelsfall ist ein stärkeres Servo zu wählen.
Die Stellkraft und die Stellgeschwindigkeit eines Servos im Modell sind abhängig von der Hebelkraftwirkung! Ein langer Hebel erhöht die Stellgeschwindigkeit bezogen auf den Weg, verringert aber gleichzeitig die Stell- und Haltekraft.
Die Drehgeschwindigkeit, Stellgeschwindigkeit oder auch Winkelgeschwindigkeit (ω) ist die Zeit in Sekunden, die der Dreharm benötigt, um einen bestimmten Drehwinkel zu durchlaufen. Diese Angabe erfolgt in Sekunden/Grad (°), da das Servohorn ja eine Kreisbewegung macht. Die Angabe "0,1sec/45°" bedeutet beispielsweise, dass das Servo 0,1 Sekunde benötigt um das Servohorn um 45° zu bewegen.
Die Angaben für die Drehgeschwindigkeit variieren von Hersteller zu Hersteller. Meistens findet man Angaben in s/45° und s/60° wobei diese manchmal getrennt für 4,8 und 6,0Volt, bzw. 7,4 Volt Betriebsspannung bei HV-Servos, angegeben werden.
Die meisten Hersteller versehen ihre Servos mit Abkürzungen, um damit Aussagen über Bauarten/ Materialien und somit mögliche Belastungsgrenzwerte geben zu können.
Nachfolgend einige Kürzel: z.B. das HS6975HB Servo von HiTEC
SCHWARZ oder BRAUN für Minus/GND. ROT für Plus/VCC, GELB oder WEIß für Impuls- Signal
Über die Signalleitung wird ein pulsweitenmoduliertes Signal (PWM) eingespeist. Die "Repetition- Period" entspricht bei den meisten Modellen 20ms. Die Pulsdauer bewegt sich zwischen 1ms und 2ms.
Diese Darstellung zeigt drei Zeit-Pegeldiagramme der PWM für Servos und als Beispiel die zugehörigen Stellungen des Servohorns.
Der hauptsächliche Vorteil besteht darin, dass digitale Servos viel schneller und genauer arbeiten und ihre Position auch besser halten können. Analoge Servos geben ihrem Motor alle 20ms ein Signal. Bei Digitalservos sendet die Steuerelektronik alle 400µs einen Impuls an den Motor. Der Motor bekommt die Spannungsimpulse also 5-mal schneller als bei analogen Servos. Im Vergleich zu analogen Servos arbeiten digitale Servos mit einer höheren Auflösung, also mehr Schritten. Das bedeutet, dass das digitale Servo viel feinere Abstufungen vornehmen kann. Die "Haltekraft" eines digitalen Servos ist etwa dreimal so hoch wie die eines analogen Servos.
Digitale Servos verbrauchen auf Grund der höheren Geschwindigkeit und höheren Haltekraft sehr viel mehr Energie als Analogservos.
In Flugregler eingebaute BEC- Systeme, die mit Analogservos noch gut funktionierten, können daher mit Digitalservos schon überlastet sein. Bitte beachte dies bei der Umstellung von Analog- auf Digitalservos.
Bei Verwendung von Hochleistungs-Servos (z. Bsp. digitale Servos mit Glockenankermotoren und/oder eingebauten Digitalverstärkern) ist darauf zu achten, dass die Servos aus einer Spannungsquelle mit ausreichend hoher Belastbarkeit (Stromstärke) versorgt werden. Eine solche Stromversorgung der Servos sollte nicht direkt über den Empfänger laufen, da in diesem Falle die Stromverteilerschiene im Empfänger sehr hoch belastet werden würde.
Servos können während des Betriebes leicht brummen bzw. summen. Das ist normal, da das Servo versucht, trotz Belastung seine Position zu halten. Es gibt neue Servotypen, die diese Brummgeräusche nicht mehr von sich geben.
Wenn ein Servo nicht mehr gleichmäßig läuft, schleifende oder stark kratzende Geräusche von sich gibt oder ruckende Bewegungen macht, dann deutet dies auf einen Getriebeschaden oder auf einen Schaden in der Servoelektronik hin.
Test:
Im Handel gibt es elektronische Servotester in Streichholzschachtelgröße. Daran wird das Servo angeschlossen und dann über den Servotester angesteuert. Alternativ und der Einfachheit halber kann man das Servo auch an einen Empfänger anschließen und mit der Fernsteuerung ansteuern. Achte dabei auf gleichmäßige, ruckelfreie Bewegungen und ungewöhnliche Geräusche. Knackende Geräusche und ruckende Bewegungen zeugen von einem defekten Servogetriebe oder defekter Servoelektronik.
Drehe das Servohorn ganz vorsichtig bei ausgeschalteter Spannungsversorgung von Hand. So kannst du leicht fühlen ob das Getriebe einen Schaden hat. Der Servoarm sollte sich gleichmäßig bewegen lassen und nur leicht schwergängig sein.
Bei Beschädigung eines einzelnen Zahnrades im Servo immer den kompletten Zahnradsatz tauschen! Manchmal sind Schäden versteckt. Also Getriebe raus und in die Tonne - Gehäuse penibel reinigen - neues Getriebe rein - fetten - fertig!
Bei anderen Schäden als an Getriebe und Gehäuse das Servo unbedingt an eine Service-Stelle schicken. Eigene Reparaturversuche führen auf jeden Fall zu Garantieverlust und bringen nur selten Erfolg.
Servos werden bei Belastung sehr warm. Temperaturen von etwas mehr als 50°C sind im Sommer noch als normal anzusehen. Wird ein Servo jedoch wirklich heiß dann ist es entweder defekt oder überlastet.
Manchmal liegt eine starke Erwärmung des Servos darin begründet, dass das Servo permanent gegen einen mechanischen Anschlag drückt bzw. eine mechanische Schwergängigkeit die freie Bewegung des Servo behindert. Das passiert unter Umständen bei unkorrekter Einstellung der Endpunkte der Heckrotorverstellung.
Die Bewegung eines Servos darf niemals durch einen mechanischen Anschlag begrenzt werden! Das Servo kann dabei leicht beschädigt werden.
An und in Modellbauservos gibt es diverse Bauteile die einem natürlichen Verschleiß bzw. einer Materialermüdung unterliegen. Wie schnell diese Teile verschleißen, hängt von der Materialqualität, der Beanspruchung und von Umwelteinflüssen ab.
Servo-Getriebe
Da wären zum Beispiel die Servo- Getriebe, die irgendwann mehr Spiel aufweisen, oder nach einem Crash beschädigt sind und dann getauscht werden sollten. Unzureichende oder auch übermäßige Schmierung begünstigt den Verschleiß genauso wie hohe Beanspruchung.
Kunststoffgetriebe verschleißen in der Regel viel schneller als Metall- oder CFK- Getriebe.
Potentiometer
In den meisten heute gebräuchlichen Servos sind Potentiometer eingebaut, mit deren Hilfe die Position des Servoarms ermittelt wird. Diese Potentiometer unterliegen einem natürlichen Verschleiß und fallen mit Sicherheit irgendwann aus! In der Regel kann ein qualitativ hochwertiges Servo aber mehrere Jahre fehlerfrei betrieben werden. Wenn sich ein Servo plötzlich ruckartig bewegt und nicht mehr präzise dem Steuerbefehl folgt, dann ist sehr oft das eingebaute Potentiometer schuld. Zeigt ein Servo ein solches Verhalten, und sind andere Einflüsse ausgeschlossen, dann ist das Servo umgehend auszutauschen.
Eine Reparatur des Potentiometers lohnt sich bei den allermeisten Servos nicht. Tritt ein solcher Ausfall eines Potentiometers an einem Taumelscheibenservo auf, dann sollte der Austausch aller Taumelscheiben-Servos in Erwägung gezogen werden - zumindest dsann, wenn der gesamte Servo- Satz schon geraume Betriebszeit auf dem Buckel hat. Denn man kann davon ausgehen, dass eher früher als später die verbleibenden Servos das gleiche Problem haben werden.
In neueren Servotypen sind teilweise Hall- bzw. Magnetsensoren als Signalgeber verbaut. Diese Sensoren arbeiten verschleißfrei und versprechen somit eine wesentlich längere Servo- Lebensdauer.
Servo-Elektronik
Die in den Servos verbaute Elektronik mit ihren unvermeidlichen Lötstellen reagiert auf Dauer empfindlich auf Vibrationen und Erschütterungen. Aus diesem Grund kann hier mit Sicherheit behauptet werden, dass es kein Servo gibt, das ewig hält. Ausfälle aus diesem Grund sind aber trotzdem eher selten, zumindest wenn die Verarbeitungsqualität stimmt.
Servo-Ersatzteile
Viele Hersteller bieten für ihre Servos Ersatzgetriebe bzw. Zahnradsets an, die im Fachhandel bzw. beim Hersteller selbst erhältlich sind.
Auch Ersatzgehäuse sind für viele Servos vorhanden. Das ist allemal preiswerter als ein neues Servo zu kaufen. du solltest beim Servo- Neukauf auch auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen achten.
Servo-Getriebeaustausch
Bei einem Servo- Getriebetausch muss das Gehäuse peinlichst von Fettresten und Zahnradabrieb oder Bruchstücken befreit werden. Der neue Zahnradsatz ist nach dem Einbauen leicht zu fetten.
Es darf nur für Kunststoffe geeignetes Fett verwendet werden. Wenn etwas beim Zusammenbau klemmt, dann sind eventuell die Zahnräder falsch aufgesteckt worden. Am besten macht man vorher ein Foto vom alten noch eingebauten Getriebe, dann kann man sich beim Einbau des neuen Getriebes am Foto orientieren.
23 Zähne | 24 Zähne | 25 Zähne |
---|---|---|
|
|
|
Flugschultermine und Workshops 2023
Beachte auch die neuen kostenlosen Ratgeber-Webinare. Ich gebe in diesen Webinaren Tips zum Hobbyeinstieg, zeige auf wie man Fehler und unnötiges "Lehrgeld" vermeidet und schneller zum Erfolg kommt.
Melde dich noch heute an!