Servo Getriebe allgemein

Definition Servogetriebe

Ein Servomotor, wie er im Modellsport eingesetzt wird, wird von einem sich sehr schnell drehenden Elektromotor angetrieben. Dieser Elektromotor kann sich sowohl rechtsherum als auch linksherum drehen und blitzschnell die Drehrichtung wechseln.

Zwischen diesem Motor und dem außen angebrachten Servoarm, befindet sich ein Servo- Getriebe, welches eine "Wandlerfunktion" besitzt. In dieser Funktion als Wandler ist das Getriebe der zentrale Baustein eines Servos. Das Getriebe hat die Aufgabe das Motor- Drehmoment und die Motor- Drehzahl zu über- bzw. zu untersetzen und auf den Servoabtrieb zu übertragen.

Für viele auf dem Markt erhältliche Servos bieten die Hersteller Ersatzgetriebe an. Ein Getriebetausch ist wesentlich günstiger als die Anschaffung eines neuen Servos. Wenngleich man einen Getriebewechsel am Servo nicht auf die "Leichte Schulter" nehmen sollte. Servo- Getriebe bestehen aus mehreren teils sehr filigranen Zahrädern. Diese Zahnräder können aus unterschiedlichen Materialien hergestellt sein.

Servo Getriebe Materialien - Metall, Kunststoff und Carbon (CFK)

Ob nun Metall-, Kunststoff oder Carbonitgetriebe eingesetzt werden - sie alle haben ihre Vorzüge, aber auch Nachteile. In Foren liest man häufig über dieses Thema, und trifft auf widersprüchliche Meinungen, die größtenteils auf persönlichen Erfahrungen beruhen. Nach sehr hohen Peak- Belastungen, die beispielsweise bei einem Crash auf das Servogetriebe einwirken, ist mit Schäden an diesen relativ filigranen Zahnrädern zu rechnen. Das sollte jedem klar sein. Viele moderne Servogetriebe bestehen aus mehr als nur einer einzigen Materialkomponente. So findet man oft Matallzahräder und Kunststoff in Kombination.

Doch welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Materialien?

Kunststoff- Servogetriebe

Reine Kunststoffgetriebe (Plastik) sind die günstigsten Getriebe im Servobereich. Doch Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Es gibt gravierende Unterschiede in den Materialeigenschaften der verschiedenen Kunststoffe. Selbst CFK Getriebe zählen eigentlich zu den Kunststoffgetrieben, denn sie bestehen aus einem Kunststoff, welcher mit Kohlefasern verstärkt wurde. Aber mit Plastik sind hier Getriebe aus normalem Kunststoff gemeint!

Mit zunehmender Kunststoffgüte steigt auch der Preis. Kunststoffgetriebe per Design als minderwertig zu bezeichnen, ist sicherlich nicht der richtige Denkansatz. Denn die Materialqualität und -güte machen den Unterschied und die Kosten spielen letztendlich auch eine Rolle.

In der Regel hält ein Kunststoffgetriebe problemlos die normalen Belastungen während des Betriebes aus. Aber schon nach einem leichten Crash mit geringfügig höheren Belastungen ist es wahrscheinlich defekt. Diese Beschädigung ist dann aber offensichtlich und man kann das Getriebe tauschen. Ganz billige Kunststoffgetriebe versagen jedoch manchmal ihren Dienst schon während etwas höherer Beanspruchung beim Fliegen.

Langlebigkeit und Präzision und Zuverlässigkeit kann man von Plastikgetrieben beim Einsatz in Modellhubschraubern nicht erwarten. Das ist auch der Grund, warum man sie hier kaum findet.

Carbonit- Carbon (CFK) Servogetriebe

CFK = Carbon (Kohle) faserverstärkter Kunststoff.

Ein CFK oder Carbonitgetriebe ist ein Kunststoffgetriebe von sehr hoher Materialfestigkeit und damit nicht mit den einfachen Plastikgetrieben vergleichbar.

Gute Carbonitgetriebe laufen absolut spielfrei! Das ist ihr größter Vorteil, denn das ist die Grundlage für sehr präzise und dennoch kraftvolle Bewegungen. CFK bricht jedoch leichter als Metall.

Die besonderen Materialeigenschaften von CFK können sich aber auch nachteilig auswirken. Schon bei der Montage des Servoarms muss man darauf achten, keine zu lange oder zu dicke Schraube zu verwenden. Daher sollten am besten nur die Originalschrauben verwendet werden. Man darf auf keinen Fall Schraubensicherungslack zum Sichern der Arretierschraube verwenden! Die Schraubensicherung könnte quellen und den Vielzahn zum Bersten bringen.

Metall- Servogetriebe

In Metallgetrieben werden oft verschiedene Metalle in Kombination eingesetzt. So kommen heutzutage hauptsächlich Messing-Legierungen, Stahl und auch Titan (Titanium) zum Einsatz. Metallzahnräder brechen in der Regel nicht so schnell, wie CFK- oder Plastikgetriebe.

Metallgetriebe sind gegenüber den CFK Getrieben nicht ganz spielfrei. Aber dafür bieten Metallgetriebe ein hohes Maß an Robustheit.

Am falschen Ende gespart

Billigservos besitzen logischerweise auch keine hochwertigen Getriebe!

Die Teilevielfalt und die filigrane Bauweise eines Servos, lassen bereits erahnen, dass man von einem für 7,90EUR angeboten Servo, nicht nur eine geringe Materialqualität, sondern höchswahrscheinlich auch ein in Kinderarbeit produziertes Produkt bekommt.

Qualität hat ihren Preis! ...und Qualität im Flugbereich besonders wichtig. Ein brauchbares Servo in Nano- oder Microgröße kostet mindestens 20 bis 30 Euro. Ich empfehle lieber etwas mehr Geld auszugeben. Der Gesamtschaden, verursacht durch ein Servo- oder Getriebeversagen, übersteigt den Preis des Servos am Ende um das 10 bis 50 fache.

Tipps

  • Bei neuen Servos mit CFK Getriebe bzw. bei neuen CFK Getrieben ist die Servohorn Halteschraube sehr vorsichtig in den Vielzahn einzudrehen. Man sollte die Schraube jeweils 2-3 Umdrehungen eindrehen und dann je eine Drehung wieder herausdrehen. So "schneidet" man sich die Gewindegänge für die Schraube frei.
  • Es sollte immer die originale, dem Servo beiliegende oder baugleiche Schraube verwendet werden. Zu lange oder zu dicke Schrauben bringen den Schaft des Vielzahns aus CFK zum Bersten! Das passiert manchmal auch erst viel später während des Fluges bei Belastung. Die Schraube darf nur vorsichtig und leicht handfest angezogen werden. Nach "fest" kommt hier auf jeden Fall "ab".
  • Niemals Schraubensicherung an Kunststoffgetrieben verwenden! Die Schraube immer trocken eindrehen, ohne Fett, Kleber o. ä.
  • Bei Getriebewechsel sollte immer das gesamte Getriebe ausgetauscht werden und niemals nur einzelne defekte Zahnräder. Hier bitte nicht am falschen Ende sparen. Das gilt für alle Arten von Servogetrieben.
  • Nach einem Getriebeschaden muss das Gehäuse peinlichst von innen gereinigt werden. Kleine zurückbleibende Splitterreste könnten sonst einen Folgeschaden verursachen. Das gilt für alle Arten von Servogetrieben.
  • Neue Getriebe dürfen immer nur sparsam mit einem dafür geeigneten Fett abgeschmiert werden. Zuviel ist "ungesund", zu wenig aber auch! Die Zahnflanken sollten immer gut geschmiert werden. Dazu benötigt man nur eine Messerspitze Fett. Überschüssiges Fett entfernen.
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